Alleinerziehende im Landkreis Augsburg
Das Amt für Jugend und Familie erhebt regelmäßig die Zahl der Kinder, die im Landkreis Augsburg bei alleinerziehenden Müttern oder Vätern leben.
- Im Jahr 2013 lebten von 100 Kindern unter 18 Jahren etwa 20,6 Kinder bei alleinerziehenden Elternteilen.
Zum Vergleich: In Bayern liegt der entsprechende Wert bei 17, 8 Kindern pro 100.
Aus der 5. Fortschreibung der Sozialraumanalyse für den Landkreis Augsburg (2015):
„Die Werte für den Landkreis Augsburg liegen deutlich höher als die bayerischen Vergleichswerte. Es zeigt sich ein deutliches Stadt‐Land‐Gefälle, wobei die Werte mit die Größe der Wohngemeinde kontinuierlich ansteigen. Ein merklich höherer Anteil von Kindern wird also in den größeren Gemeinden und Städten von allein erziehenden Elternteilen erzogen.
Bei der Anzahl der allein erzogenen Kinder unter 18 Jahren auf Gemeindeebene zeigt sich eine große Spannbreite. Der höchste absolute Wert ist in Gersthofen zu finden, hier leben 1.298 allein erzogene minderjährige Kinder. Ellgau hingegen hat mit 12 den niedrigsten absoluten Wert.
Bezieht man die Zahl der allein erzogenen Kinder unter 18 Jahren auf alle Minderjährige, so ergibt sich folgendes Bild: in der Mittleren Gemeinde Klosterlechfeld werden mehr als 27 von 100 Minderjährigen von einem Elternteil erzogen, dieser Wert stellt den höchsten Wert im Landkreis dar. In Ellgau sind es nur 5,8 von 100 Minderjährigen, die von einem Elternteil allein erzogen werden.”
Alleinerziehend heute
Das Alleinerziehen in Deutschland hat sich während der letzten zwei Jahrzehnte von einer sozialen Randerscheinung zu einer weit verbreiteten Lebensform entwickelt.
- Etwa 15 Prozent aller Familien in Deutschland sind inzwischen Einelternfamilien.
- 85 Prozent aller Alleinerziehenden sind Frauen.
Diese Lebensform verfügt über besondere Ressourcen, birgt aber auch spezifische Risiken. Alleinerziehende haben besondere Probleme zu bewältigen.- dabei geht es hauptsächlich um die finanzielle Sicherung, die Kinderbetreuung und den Umgang mit Behörden.
Zeitarmut
Die Belastungen für Alleinerziehende führen zu einer Art von Armut, die selten benannt wird, die aber umso prekärer ist. Es ist die Zeitarmut. Die Ressource Zeit kann nicht wie die Ressource Geld nachgebessert werden. Doch durch die Mehrfachbelastung der tatsächlich Alleinerziehenden entsteht eine chronische Zeitnot. Zusammen mit dem Bemühen, allen Ansprüchen gerecht zu werden, führt diese zu ganz besonderen Belastungen und Überforderungen.
Alleinerziehende wollen arbeiten!
Die meisten Alleinerziehenden wollen arbeiten, häufiger sogar als Mütter aus Paarhaushalten. Sie scheitern jedoch an einer Kombination aus mangelnden Betreuungsangeboten und sich ändernden Anforderungen der Arbeitswelt. „Wenn es mehr Kindertagesstätten und Ganztagsschulplätze gäbe, könnten bis zu 500.000 alleinerziehende Mütter zusätzlich beschäftigt werden”, sagte Frank-Jürgen Weise, der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit im Jahr 2009 gegenüber der ZEIT.
Was brauchen Alleinerziehende?
Alleinerziehende brauchen einen passenden Mix aus zeitlicher Flexibilität, finanzieller Unterstützung und bedarfsgerechter Infrastruktur. Wer die Situation von Alleinerziehenden verbessern möchte, muss ihre Wünsche und Bedürfnisse kennen und ernst nehmen:
- Alleinerziehende wünschen sich eine Gesellschaft, die ihre besonderen Leistungen anerkennt und würdigt und ihnen ein Leben ohne Stigmatisierung und Benachteiligung ermöglicht.
- Sie wünschen sich flexible und bedarfsgerechte Bildungs- und Betreuungsangebote, die ihnen die zeitliche Flexibilität vor allem für eigene Erwerbstätigkeit ermöglichen.
- Sie wünschen sich gute Arbeit zu existenzsichernden Löhnen.
- Sie wünschen sich Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten, die ihrer besonderen Situation gerecht werden.
- Sie wünschen sich gute Angebote und soziale Netzwerke vor Ort, die ihnen Hilfen und Unterstützung bei der Bewältigung ihres Alltags, bei der Erziehung ihrer Kinder und bei ihrer eigenen Qualifizierung und ihrem beruflichen (Wieder-)Einstieg geben.
- Sie wünschen sich einen leichteren Wiedereinstieg in den Beruf nach längeren Erziehungspausen - durch arbeitsrechtliche Ansprüche, eine spezialisierte Arbeitsvermittlung und Hilfen zur Schließung von eventuellen Qualifizierungslücken.
- Sie wünschen sich Zeit für Kinder, Zeit für den Job - und ab und zu auch Zeit für sich selbst.
- Sie wünschen sich Arbeitgeber, die ihre Lebenssituation nicht als Nachteil sehen, sondern ihre besondere Alltagsleistung als Gewinn für das Unternehmen betrachten und Familienfreundlichkeit (von der flexiblen Arbeitszeitgestaltung bis zur Kinderbetreuung) als unternehmerischen Vorteil sehen.
- Sie wünschen sich eine materielle Grundsicherung, die ihnen ein Leben frei von existenziellen Sorgen ermöglicht.
Anlauf-, Beratungsstellen, Initiativen und mehr
Kontakte
Frauenseelsorge Diözese Augsburg
Kappelberg 1 | 86150 Augsburg
Ansprechpartnerin: Claudia Possi
Telefon: 0821 3152 289 | E-Mail: fs-alleinerziehende@remove-this.bistum-augsburg.de
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Die Frauenseelsorge im Haus Sankt Ulrich bietet vielfältige Angebote für Alleinerziehende.
Haus der Familie
Familienbildungs- und Begegnungsstätte der AWO
Goethestraße 11 | 86391 Stadtbergen
Telefon: 0821 2436 707 | E-Mail: haus-der-familie@remove-this.awo-schwaben.de
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Hier finden regelmäßig Veranstaltungen für Alleinerziehende statt.
Männerbüro Augsburg
Auf dem Kreuz 58 | 86152 Augsburg
Telefon: 0821 3166 2131 | E-Mail: maennerseelsorge@remove-this.bistum-augsburg.de
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Das Männerbüro bietet Veranstaltungen, Seminare und Workshops für Männer und Väter.